2016 – Gospel-Music-Festival Chicago, here we come again!
Diesmal geht die Reise von New Orleans per Auto nach St. Louis und Chicago. Wir besuchen Freunde, Gottesdienste, ich nehme an Chorproben teil; und das Highlight ist natürlich das 31. Gospel-Music-Festival in Chicago.
Es beginnt am Freitag, den 3. Juni ab mittags im Cultural-Center (wunderbar dekorierte Räume) in der Washington Street. Auf 2 Ebenen kann man einzelne Sänger mit tollen Stimmen oder Gruppen mit Bandbegleitung sehen und lautstark schon von weitem hören. Somit flitzen wir hin und her, um so viel wie möglich mitzubekommen. Mein Rollstuhl ist da ganz nützlich, um fix zu sein.
Ab 18.15 Uhr geht es im Jay Pitzker Pavillion des Milleniumparks weiter. Ich bin zeitig vor Ort und sitze mit Ehemann und Rolli in der ersten Reihe. Percy Brady eröffnet wieder das Fest mit der National-Hymne. Von nun an wird jedes Wort, jedes Lied von zwei Übersetzern in Gebärdensprache mit viel Körperbewegung übermittelt. Verschiedene Ansager danken den Sponsoren und bereiten die wartende Menschenmenge auf das Kommende vor.
Es geht los mit dem Orchestra Ebenitzer Ministry, das aus 4 Sängern und einem großen Orchester besteht. Gott wird sehr rhythmisch in spanischer und englischer Sprache gepriesen, und man gedenkt des verstorbenen Pastors Andraè Crouch mit dem Song: „Through it all“. Nach „I missed my time with You“ übernehmen wieder die Moderatoren. Sie überbrücken immer jeweils mit kleinen Geschichten den Bühnenumbau, lassen das Publikum singen, werfen Fragen in die Menge und sprechen über den Gründer der Gospelbewegung: Thomas A. Dorsey, der 1993 in Chicago starb.
Weiter geht’s mit Kenny Lewis and One Voice ganz in weiß gekleidet – alle mit schweren goldenen Halsketten geschmückt. Sie singen und bezeugen, was Jesus ihnen bedeutet in anschwellendem, lang anhaltendem Ausruf „Jesus“. Wir werden gebeten, die Hand des Nachbarn zu halten. „I love you preacher“ sagt mein Nachbar gerührt. There is “Power in the blood“, just believe! Wir hören u.a. „Hero“, „Hallelujah”, und zum rhytmischen “Say Yeah” tanzen Sänger sowie Publikum.
The James kommen in bunten Blusen zu langen grauen Röcken mit „This time you praise the Lord“ auf die Bühne. Fühle und singe: „In Your presence“; tell your neighbor: „He rescued me!“
The Douglas Singers, 6 Ladies in schnee-weißen Kostümen mit viel Silberschmuck rufen uns singend zu: „I know He will“ zu; und das temperamentvolle, lang anhaltende „Jesus“ zu hartem Beat geht über in: “Let God do!“
Nun kommen die Victory Travelers - 5 Männer in schwarzen Anzügen zu Hemden in Pepitamuster und roter Krawatte und roter Rose am Revers. Nur der Vorsänger trägt einen knallroten Anzug. Sie steigern sich zu immer temperamentvolleren mir unbekannten Songs, bis die Sakkos wegfliegen. Das Publikum grooved kräftig mit und der schweißüberströmte Vorsänger springt von der Bühne. Von der Stimmung getragen und vom Heiligen Geist gepackt, kann er keinen Schluss finden, so dass seine Jungens ihn immer wieder einfangen und schließlich sanft von der Bühne ziehen.
Joshua`s Troop besteht aus ca. 30 jungen Leuten in weißen Shirts mit Aufschrift zu Armeehosen. Sie singen abwechselnd mal Frauen - mal Männer oder gemeinsam so stimmgewaltig „Mighty God“, dass jetzt ohne Ohrstöpsel nichts mehr geht. „It`s my time, it`s my season“ hat wieder diesen wunderbaren stampfenden Beat zu pfiffiger Choreographie.
New Direction in Jeanskleidung werden stürmisch begrüßt. Sie steigen gleich mit kräftigen Tönen ein. Es geht aber auch etwas sanfter mit „So many ways to the cross“, “I`m in love with Jesus”, “We`ve got to worship Him”. Es kommen weitere Sänger in rot/bunt zur dunklen Jeans dazu. Der Masschoir stimmt „God is my everything“ an und somit ist der 1. Tag des Gospelfestes nach 3 Stunden beendet.
Samstag, der 4. Juni: es hat sich kräftig abgekühlt und nieselt leicht. In warmer Kleidung sind wir wieder pünktlich am untersten Seitengate und warten geduldig die Soundchecks ab, bis wir reindürfen. Wir sitzen in Reihe 2 und haben über uns das geschützte Dach durch die riesige, tolle Skulptur, die weit ins Freie hinaus ragt.
Nach der Hymne und einer Gedenkminute anlässlich des Todes von Muhammad Ali kommt als erstes der Christ Universal Temple Choir unter Pastor Derrick Wells. Alle Frauen sind in grauer Kleidung mit türkisenem Schmuck. Sie steigen gleich kräftig ins Programm mit „Righteous marching“ ein. Eine Solistin singt mit Operastimme „God is everything“. Sie gehen dynamisch mit „Call Him up“ von der Bühne, ich singe lautstark mit und rocke samt Rollstuhl.
Ich kenne Dr. Cynthia Nunn und freue mich auf ihren Auftritt mit dem Masschoir Great Migrant Celebration Choir und The Vessels of Victory aus einer apostolischen Kirche (zwischen 1915 und 1970 kamen tausende Afro-Amerikaner aus dem Süden und ließen sich hauptsächlich in NY und Chicago nieder). Neben schwungvollen Gospelsongs singen sie u.a. als einzige auch a cappella: „You are my hiding place“.
Die Moderatoren fordern nun vom Publikum den Gesang des Liedes: „Ain`t nobody“ und bitten: “All of God`s children say: Amen!“ Ein gewaltiges „Amen“ aus hunderten von Kehlen liegt in der Luft.
Brian Wilson betritt mit 3 Sängern die Bühne. Der große Mann mit der tollen Stimme fragt in die Menge: “Who believes – shout: Hallelujah!“ Die Menge antwortet und singt mit: „Don`t give up, just hold on. Joy will come you`ll be strong!” Auch sein “Awesome God” und “Yes Lord” sind bekannt. „Wave Chicago and worship“, nur zu gern folgen alle der Bitte.
In schwarzen oder blauen Shirts mit Aufschrift zu Jeans präsentiert William Murphy seine 10 Sänger. Powervoll erklingen seine Gospel: „My God reigns“, „Still good“, „Real“, „I`ve been touched” und alle anwesenden Kehlen stimmen mit ein: “Praise is what I do! Is what I do!!!”
Die 77-jährige quirlige Pastorin Shirley Caesar hat ein besonders schön geschnittenes Kostüm an – in Armeestoff (gewöhnungsbedürftig). Sie erzählt singend, wie sie als Kind „Church“ gespielt hat und eines Tages war er da – der Call from Jesus! „Who did it? God did it!“ Sie holt Zuschauer auf die Bühne, singt „Every day“, „I`ve got a feeling!“ und im Bluesrhythmus „It`s alright, it`s okay..!”
Travis Green stürmt unter lautem
Empfangsjubel mit Gitarre und 4 Sängern ganz in weiß zu roten Schuhen auf die Bühne. Wir hören flotte Contemporary- und Worshipsongs. Er erzählt eine wahre Geschichte und deren wundersame Heilung und spricht von Jesus als Doktor. Er singt vom Heiligen Geist und „He did it on purpose!“ Er predigt: „On the hill there`s a cross and on the cross there is blood for me“. Touch your neighbor, let him know there is: “Power in the blood!”
Als Highlight des Abends wird Pastor Hezekiah Walker erwartet. Er kommt in rotem Sakko zur Jeans mit über 100 Flicken – dazu sein Love Fellowship-Choir in Kleidung, die grau und rot enthält. Die Ordner halten strikt die Menschen auf Abstand, aber irgendwann strömt die Menge einfach nach vorne. Sein „Sold out“ kennt hier jeder genauso wie „Faithful“ und „Holy Father“. Er erzählt von seinem schweren Unfall, den er überlebt hat und stimmt an: „I`m greatful“. „I need You to survive“, der Song, der im Gedenken an den 09.11.2001 gesungen wird, lässt große Emotionen hochkommen. Nach „Better“ bittet er, dass alle Leute ihre Handys leuchten lassen, und erneut singen wir diesen Song: „I need You to survive“. Ich singe mit tief empfundener Emotion und erhobenem Arm laut mit - egal, dass mich plötzlich diverse Kameras auf der Linse haben, ich brauche mich meiner Tränen nicht zu schämen.
Welch wunderbarer Abschied von diesem Fest! Die Luft ist milde, und wir reihen uns in die hinausströmende Menge ein und halten noch eine halbe Stunde auf einer Parkbank an, um alles sacken zu lassen. Ich bin glücklich!