Eigentlich entdecke ich es rein zufällig beim Surfen im Internet. McDonald hat eingeladen, und die ganz großen Stars der Gospelszene haben zugesagt; denn es geht um Charity, um die Finanzierung der Schulbildung für arme Afrikanerkinder. Mein Ehemann Heiner ist immer schnell in der Umsetzung meiner Anregungen, er hat Abenteuerblut in den Adern. Also wird jobmäßig zu Hause alles geregelt, der Flug, das Hotel gebucht, ein paar Verabredungen mit Sängern in New York getroffen und auf geht`s.
Am ersten Abend in New York verpassen wir knapp den Gospelabend mit den Harlem Gospelsängern (buchen von Deutschland aus ist anzuraten), also machen wir eine geführte Jazz- Bustour mit ca 25 Menschen aus vier Nationen. Wir erfahren etwas über das Stadtgebiet Harlem, kehren in einem Restaurant mit Soulfood ein und lassen uns gelbes Maisbrot ( weich und schmackhaft wie Kuchen), knusprige Hühnchenteile, leckere BBQ-Rippchen, Fisch dazu Grünkohl, Kartoffelsalat und den Nachtisch schmecken. Der Abend endet in einem typischen Jazzclub in Harlem.
Wir haben Glück, Mavis Staples von den Staples Singers singt mit ihrer Schwester zusammen auf der großen Sommerbühne im Central Park Gospel und Soul. Wie immer habe ich meinen Rollstuhl dabei und sitze mit weiteren groovenden, afro-amerikanischen Rollifahrern ganz vorne. Wir haben viel Spaß und tauschen Adressen aus. Vor allem hat es mir ein Saxophonist angetan, den ich kurz vorher im Park spielen höre.
Nun aber mit der bestellten Taxilimosine auf nach New York-Newark. Wir kommen in eine nicht sehr reich aussehende Gegend und sind erstaunt, solch ein gigantisches, neu modernes Stadion vorzufinden: das PRUDENTIAL CENTER. 14. Juni 2008 - McDonalds 25. GOSPELFEST in NEWARK. Draußen und drinnen kündigen Plakate das Ereignis an: das Jubiläumskonzert - 25 Years of Glory -- Let there be Peace! 11.000 Leute passen in das Stadion. Davon sind in der ersten 4-stündigen Programmhälfte ca. 6000 Menschen anwesend. Der TV-Sender My 9 sendet live.
Die Eröffnung beginnt um 14.45 Uhr mit Gebet - gefolgt von Praisedancers zu dem Song "We need You Lord, right now"! Weitere "Dancers for Christ" tanzen zu Gospelmusik in anmutigen Bewegungen in schillernden Gewändern. Unzählige Darbietungen verschiedener Chöre von nah und fern folgen. Alle bekommen exakt 2 Minuten auf der Bühne - dann wird abgebrochen. Der Zuschauer und Hörer bekommt nun im Minutentakt eine unglaubliche Vielfalt zu sehen, Gott zu loben und preisen! Schon nach der dritten Darbietung muss ich Ohrenstöpsel benutzen. Schade, dass die Lautstärke aus den Lautsprechern so nervtötend ist.
Der größte Chor bringt 130 Sänger auf die Bühne. Trotz Antreiben brauchen sie länger, um auf die Bühne zu kommen - als sie Zeit zum Singen haben. Die Kleidung der verschiedenen Chöre ist ein Augenschmaus: weiß ist die bevorzugte Farbe - gefolgt von gelb und bunt schillernd; edle Anzüge, Roben, Bluse zur Hose sowie militärähnliche Kleidung der "Gods Soldiers" sind genauso herrlich anzuschauen. Vor allem die Choreographie hat viel zu bieten: Steppdanceeinlagen, Moonwalk sowie präzise, ideenreiche Bewegungen mit vollem Körpereinsatz.
Nach der Ansprache des Bürgermeisters folgen Gospel mit Rapeinlagen und Poetry sowie Gospel vom Allerfeinsten von 10/11jährigen superstarmäßig aufgebrezelten Solisten gesungen. Es gibt "standing ovation" mit nicht enden wollendem Applaus für einzelne Kinder, die extrem motiviert und professionell das Publikum mit einbeziehen und das Gefühl vermitteln, dass der heilige Geist sie voll gepackt hat. "Let`s give God the highest praise!" wird gesungen und ins Publikum gerufen. "Do you agree, don`t you believe it?!!!" Man kann nur erahnen, welche Power von ihnen ausgehen wird, wenn sie erwachsen sind!! Nach gut 4 Stunden waren insgesamt 1.400 Sänger auf der Tribüne - die jüngsten davon ca. 4 Jahre alt. Alle Darbietungen werden von einer Jury bewertet und die Sieger besonders honoriert.
Wir genießen nun die halbstündige Pause, indem wir Popcorn ( die Riesentüte reicht für eine Großfamilie) essen und in der Halle die Stände der einzelnen Firmen anschauen, die Schmuck, CDs ( leider nur von Donny McClurkin) und T-Shirts mit christlichen Motiven und Sprüchen anbieten. Die Verkäufer sind geduldig und freundlich: "God bless you, Ma`m !" Stolz ziehe ich mit meinem neuen T-Shirt von dannen - vorbei an tanzenden Gruppen, die eben noch auf der Bühne standen. Mir begegnen maximal 10 Weiße.
Nun aber nix wie rein in die Halle; denn nun wird es noch einmal so richtig spannend! Ich sehe jetzt fast keinen freien Sitzplatz mehr. Wow! Nach erneuter Praise- und Worshiptime mit Gebet für die Politiker des Landes und guten Worten, die Du deinem Sitznachbarn sagen sollst, sowie ein paar Worten des McDonald Presidenten, eröffnet die schon betagte Cissy Houston mit dem großen McDonalds-Choir die zweite Gospelrunde. Selbst der geschminkte Ronald McDonald Firmen-Clown singt mit.
Nach einer kleinen Predigt von Pastor Dennis Dillon betritt Byron Cage die Bühne, das Publikum kennt die Songs und singt kräftig mit. Die 5 Jungs von "The Mighty Clouds of Joy" sind nicht mehr ganz die Jüngsten, aber der Saal brodelt. Zu Urban-Gospel und stampfendem Beat swingt der gesamte Saal!
Diese Stimmung weiß im Anschluß auch Vickie Winans zu nutzen. Bishop Hezekiah Walker bringt seinen stimmgewaltigen "Love Fellowship Choir" mit. Das Publikum ist durchweg mit den Songs vertraut, überall grooved es. Es geht aber auch gar nicht anders; denn noch nie in meinem Leben sah ich so einen Chordirigenten. Der muss komplett aus Gummi sein; denn seine athletischen Bewegungen und Einzeltanzeinlagen sind eine Klasse für sich. Entsprechend geht der Chor mit. Diesen Dirigenten möchte ich adoptieren und nach Deutschland mitbringen (wir würden vermutlich nach jeder Probe 5 kg abnehmen).
Nun wird Donny McClurkin jubelnd empfangen. Er eröffnet mit "I call You holy" und "Salvation comes - these are the days ". Donny bekommt mehr Zeit auf der Bühne als die anderen und nutzt sie, um dem Publikum zu erklären:" Gospel keeps you alive, Gospel - there is a lifestil behind, there is so much love and hope for you....!" Er betet mit den Zuhörern, to be "saved by grace!" Ja, genau, das ist es - die Erfahrung, die jeder in seinem Leben mit Gott selbst machen muss. Das ist die Botschaft, die uns jeder der Gospelsongs vermitteln will, anzunehmen, dass wir durch Jesus und Gottes Gnade gerettet werden und all unseren Ballast abwerfen dürfen. Donny verlässt die Bühne und wird erneut hinausgeschickt; denn sein Nachfolger hat Probleme mit dem zeitigen Erscheinen. Wir erfahren, dass sein Flugzeug wegen Sturmwarnung umgeleitet wurde.
Hier kommt aber das Zeichen. Es ist bereits 22.45 Uhr, und Kirk Franklin springt mit "Brighter day" auf die Bühne. Zu "Lovely day" und "Hosanna forever, we worship You" springt er ins Publikum hinunter und mischt sich unter das Volk, das komplett mitgeht; keinen hält es auf den Sitzen!
Eigentlich soll um 23.00 Uhr Schluß sein, es ist aber bereits 23.15 Uhr und Kirk bietet den Veranstaltern an, weitere 10 Minuten aus eigener Tasche zu zahlen. Er darf singen, und das Publikum jubelt! Er holt eine auffallend gut tanzende Gruppe mit ausgefeilter Choreographie zu einem seiner Songs zu sich hoch auf die Bühne. Klasse! Um 23.40 Uhr werden dann knapp 11.000 Besucher entlassen - aber nicht ohne Worte des Segens! Fazit: Ein sehr lauter, aber kurzweiliger, segensreicher Abend mit guten Interpreten, tollen Gospelsongs und vielen Worten für den Lebensweg hat mich glücklich gemacht! Thank You - JESUS!